
Drei Länder, ein blutbeflecktes Hemd – das Wochenende, das wir niemals vergessen werden
Falls du dich jemals gefragt hast:
„Wie viele AGMs kann ich an einem Wochenende überstehen?“
Spare dir die Überlegung: Die Antwort lautet drei.
Deutschland.
Italien.
Österreich.
DE → IT → AT
Ein Wochenende.
Null Reue.
(Naja… fast null.)
Kapitel 1: Die geniale Planungsphase (alias – wo alles schiefging)
Es begann mit einem einfachen Problem:
Unsere drei Nachbarländer legten ihre AGMs ausgerechnet am selben Wochenende an.
Zufall? Verschwörung? Ein Test für Schweizer Ausdauer?
Deutschland war bereits abgedeckt – zwei Typen von RT31 Zürich waren in Oldenburg angemeldet.
Aber Italien und Österreich? Kein einziger Schweizer Tabler angemeldet.
Nach ein paar Telefonaten und zu vielen Kalendereinladungen entschieden der Präsident von Round Table Schweiz und ich:
Warum nicht alle drei?
Flüge wurden gebucht. Mietwagen verglichen. Hotels organisiert.
Google Maps wurde unser bester Berater. Excel versuchte, uns auf Kurs zu halten.
Es fühlte sich an wie ein Rubik’s Cube mit geschlossenen Augen – aber irgendwann stand der Plan:
Zürich → Hannover → Oldenburg → Mailand → Piacenza → Wien → Gmunden → Heim
Ein Schuss YOLO, etwas FOMO, eine Portion Übermut – und los ging’s.
Parallel vollzog ein rumänischer Tabler die Route DE → AT → IT, und drei Belgier (plus der Rumäne) nahmen sich AT → IT vor.
Offensichtlich lieben sich schlechte Ideen in Gruppen.
Kapitel 2: E-Auto und App-Frust (Deutschland)
Oldenburg war schön.
Der Anreiseprozess? Nur mässig.
Wir wählten einen E‑Mietwagen – umweltfreundlich, klar. Aber auch eine logistische Herausforderung.
Ladesäulen? Ja.
Funktionierende Apps mit ausländischen Kreditkarten? Eher nicht.
Mehrfache Registrierungen, lange Wartezeiten, und leicht zunehmender Rage später, kamen wir rechtzeitig zum Präsidenten-Dinner von Round Table Deutschland.
Der Abend selbst? Grossartig.
Tolles Essen, aufrichtige Reden, und ein stolzer Moment, als das RT Deutschland Board ihr Jahr feierte und den großartigen Einsatz von Board-Assistenten und Area-Chairmen würdigte.
Später landeten wir in einer Bar mit Tablern und Ladies – Geschichten austauschen, Drinks genießen.
Ein AGM geschafft, zwei weitere standen noch bevor.
Kapitel 3: Überraschend reibungslos (Deutschland → Italien)
Durch Schiphol zu reisen ist oft Glückssache – diesmal lief alles reibungslos.
Flüge pünktlich, Transfers locker – und da wir nur Handgepäck dabei hatten, gab’s keine Gepäckdrama.
KLM brachte uns sicher nach Mailand-Linate, und wir mussten nicht durch den Terminal rennen wie kopflose Hühner – ein kleiner, aber schöner Erfolg in einem logistikreichen Wochenende.
Kapitel 4: 38 Grad und Shuttle-Service (Italien)
In Piacenza angekommen, fühlte es sich an wie ein Backofen. 38 °C, unbarmherziger Sonnenschein, keine Wolke weit und breit.
Erster Stop: Hotel, in dem ein Teil der Truppe untergebracht war.
Kalte Getränke, warme Begrüßungen und das erste Bewusstsein: Wir haben ein Transportproblem.
Zu viele Leute, zu wenig Fahrzeuge – also wurde ich zum inoffiziellen Shuttlefahrer, organisierte ein paar Fahrten unter sengender Hitze zum Welcome-Venue, damit niemand zurückblieb.
Das Venue selbst war reizvoll: draußen, vier Gänge, lange Tafel, nette Gesellschaft.
Aber die Hitze? Unbarmherzig.
Tischdecken wurden zur Waffe – sie fingen Hitze unter unseren Beinen ein wie persönliche Saunen.
Belüftung: null. Schweiß: 100.
Später am Abend gab es das Banner‑Tauschen und einen emotionalen Abschied von unserem Freund Tobias, der seine Zeit als National‑IRO von Italien beendete.
Nach letzten Gesprächen brachten wir einige Freunde nach Piacenza zurück und fuhren zum Hotel nahe Malpensa für ein paar wohlverdiente Stunden Schlaf.
Kapitel 5: Willkommen, Roadtrip und ein ruhiges UNO-Spiel (Österreich)
Am Flughafen Wien wurden wir herzlich empfangen – Maria von LC Schweiz wartete mit kühlen Getränken und guter Laune auf uns.
Nach einem kurzen Trinkspruch im Parkhaus holten wir unseren letzten Mietwagen ab und fuhren weiter Richtung Gmunden.
Unterwegs gab es einen kurzen Halt: Treffen mit der anderen Truppe – dem rumänischen Tabler und drei Belgiern, die aus Österreich Richtung Italien unterwegs waren.
Schneller Pin‑Tausch, Blumen, Umarmungen, Lachen – und wieder in Bewegung, jeder seinem Ziel entgegen.
In Gmunden angekommen, verpassten wir die Bootsrunde mit Banner‑Tausch knapp – aber kein Übel:
Bier am Hafen, anregende Gespräche und das Treffen mit bereits angereisten Freunden machten das wett.
Beim Gala-Event stiegen wir direkt ins Geschehen ein. Die Chain-Swap-Zeremonie lief ab – RT und LC flott, aber die 41er nahmen sich Zeit.
In dem Moment drehte sich Kristien von LC Belgien zu mir und flüsterte lächelnd:
„Wollen wir UNO spielen?“
Na klar.
Karten auf den Tisch, Regeln durchgesprochen (UNO‑Etikette verpflichtend), und wir spielten zwei ruhige Runden am Rande der Zeremonie.
Kristien und ich gewannen jeweils eine Runde – doch viel mehr noch genossen wir diesen kurzen, entspannten Moment inmitten des Wochenendtrubels.
Kapitel 6: Das blutige Finale
Nach dem Gala kam die Afterparty.
Nach der Afterparty kam… der See.
Warmer Abend, gute Stimmung und die klassische Mischung: zu viel getanzt, ein paar Drinks zuviel – und die beste Idee nach Stunden in formeller Kleidung?
Skinny-Dip.
Irgendwo zwischen Ufer und Umkleidung schnitt ich mich. Worauf? Keine Ahnung. Die Nacht schweigt.
Zurück in meinem weißen Gala-Hemd offenbarte sich das Ausmaß:
Blutflecken überall.
Sieht weniger nach elegantem Abend aus und mehr danach, als wäre ich minutenlang knapp einem Duell entkommen.
Selbstredend trug ich das Hemd danach nicht nochmal. Es bekam ein ganz neues Leben:
als chronischer Albtraum für den Trockenreiniger.
Viel Glück damit – du wirst es brauchen.
Epilog
War das eine verrückte Idee?
Absolut.
Würde ich es empfehlen?
Nicht unbedingt.
Würde ich es nochmal machen?
…Auf jeden Fall.
Denn manche Wochenenden sind nicht einfach nur Wochenenden.
Sie werden zu Geschichten.
Mit tollen Leuten, absurder Logistik, UNO-Siegen und einem blutbefleckten Hemd.
Yours in Table,
Martin Holzschuh
IRO Round Table Switzerland 2024-2026 🇨🇭🍫















